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In der Seele liegt die Kraft. Was unser Leben trägt, Ulla Pfluger-Heist

Dieses Buch zeigt uns auf authentische Weise, was Psychosynthese ist und kann. Ulla Pfluger-Heist, seit vielen Jahren Psychosynthesetherapeutin in eigener Praxis und Mitbegründerin des Psychosynthese-Hauses Allgäu-Bodensee, führt uns in ihrem Buch in unsere innere Welt. „In der Seele liegt die Kraft“ kann man nur langsam lesen, weil es nicht nur kompetent über Psychosynthese informiert, sondern mit dem, der es liest, einen Weg geht, der nach „innen“ führt, dorthin, wo die Seele ist. Die Weggenossen und Wegbegleiter sind die vielen bereits liebgewordenen Figuren: der kleine Prinz, Bastian aus der unendlichen Geschichte, Alice im Wunderland und Momo. In den Text feinsinnig eingewobene Sequenzen aus den Werken, denen diese Gestalten entstammen, machen das Buch zugänglich und gut lesbar, man hat Lust weiterzulesen. Gerne werden wir an diese Geschichten erinnert, man schmunzelt beim Lesen, wird ernst, muss lachen, freut sich, lässt das Buch sinken und erinnert sich z.B. an den kleinen Prinzen und wie berührt man doch immer war, wenn man von ihm gehört oder gelesen hat.

Das Buch liest sich auch deshalb mit Vorteil langsam, weil die Autorin an zentralen Stellen zu inneren Übungen anleitet, die man am besten gerade macht. Man kann immer wieder die Augen schliessen und den Übungsanleitungen folgen, die im Text gerade dran sind. So erweist sich dieses kleine Buch als Schatztruhe vieler der besten und machtvollsten Übungen der Psychosynthese. Bereichert wird der Text zudem durch Fallbeispiele, besser, durch Erfahrungen von Menschen, die in schwierigen Situationen mutig und entschieden an sich gearbeitet haben. Das Buch von Ulla Pfluger-Heist ist aus eigener langjähriger Praxis heraus geschrieben worden, vermittelt in verdichteter Form die Quintessenz einer intensiven praktischen Arbeit mit sich und anderen Menschen, es führt aber auch in die Praxis zurück, gibt allen, die an sich und mit Menschen arbeiten wollen, wertvolle Hinweise fürs eigene Handeln, für den eigenen Erfahrungsweg.

Dabei ist der Text sehr konsequent und sinnvoll aufgebaut. Wir bekommen hier kein beliebiges Nacheinander von Anregungen; der Aufbau des Textes folgt einer intuitiven inneren Landkarte, gibt uns eine Wegbeschreibung für die Entdeckung unserer innersten Kraft: Das Abenteuer der Entdeckung unserer Seele, beginnt am Anfang des Buches mit der Bereitschaft nach innen zu schauen, einzutauchen in die innere Welt, die zunächst eher als innere Welten, als überwältigende Vielfalt der Bilder und Begegnungen erfahrbar wird. Schicht für Schicht, führt uns die Autorin in immer tiefere, stillere und verbindlichere Schichten unserer selbst. Wir begegnen dem inneren Kind in seiner doppelten Gestalt als verletztes und als ewiges, unversehrt schöpferisches Kind, wir entdecken, dass hinter Leid und Wut eine stille Kraft zur Entfaltung drängt und kommen in Kontakt mit unserem Willen, der bewussten Sinnausrichtung unserer Kräfte und lernen die Imagination mit dem inneren Willen verbinden, dem inneren Willen, der in geheimnisvoller Weise mit unserer Liebeskraft eine Ganzheit bildet. Schliesslich ahnen wir jenen Bereich, der auf paradoxe Weise in uns und zugleich über oder jenseits von uns liegt: das Selbst. Wir nehmen wahr, was wir nicht verstehen und doch sind. Von dort geht die Bewegung, der Weg unseres Bewusstseins zurück zu den Menschen und zu dem, was uns als Leben umgibt. Wir sehen, was wir immer sahen, mit neuen Augen. Der Reichtum der Liebe mehrt sich, wenn er geteilt wird. Wir haben ja selbst nichts, was wesentlich ist, sondern dürfen mit unserer Seele teilhaben am umfassenden Leben.

Dieses Buch, das aus psychologischer und psychotherapeutischer Arbeit herausgewachsen ist, trägt den Titel: In der Seele liegt die Kraft. Bis heute vermeidet die Psychologie und Psychotherapie in der Regel das Wort „Seele“. Zu sehr erinnert es wohl an romantische Gedichte und seelsorgerliche Bemühungen. Freud, der doch sonst eine geschliffene, präzise und sehr differenzierte Sprache schreibt, hat den hässlichen Begriff „psychischer Apparat“ geprägt. Wobei der Begriff für das Zwanghaft-Mechanische neurotischer Prozesse vielleicht ganz passend ist. Aber wo bleibt die Seele? Das Wort klingt wie ein stilles Versprechen. Es wird Zeit, dass man sich wieder auf dieses Wort besinnt. Das tut unser Buch, das nicht nur die Seele und den Seelenweg zum Thema hat, sondern, und das ist die besondere Qualität dieses Buches, selber die direkte und klare Sprache der Seele spricht. Das wird, vermute ich, der Grund dafür sein, dass es für viele Menschen ein wichtiges, stärkendes, erhellendes und hilfreiches Buch sein wird. Es macht uns keine blauen Wunder vor, sondern ermutigt uns, selber zu handeln, selber unser Leben zu gestalten und den Reichtum gebender Liebe zu erfahren. Ein paar Zeilen von Goethe kommen mir dabei in den Sinn: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden./ Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun.“ Wir werden in diesem Buch an uns selbst verwiesen, an unseren Willen, uns auszurichten auf das, was echt ist und uns trägt. Wir bekommen hier eine Art Sprachschulung, damit wir fähiger werden, die Seelenkräfte in uns zu rufen und die Botschaften und „Briefe“ unserer Seele, seien es Träume oder Intuitionen und Wahrnehmungen, zu lesen und zu achten. „Die Schulung in der Sprache der Seele ist kein reiner Wissenserwerb. Sie besteht weniger im Lernen von Vokabeln und Grammatikregeln. Sie ist mehr das Einüben einer Haltung.“ (S. 166) So leitet die Autorin eine Übung ein, in der es um das Hören geht. Es lohnt sich dieses Buch nach innen hörend, horchend zu lesen, man wird es nicht so schnell weglegen können und gerne griffbereit halten, um sich weiterhin anregen zu lassen, insbesondere von den vielen Übungen, die das Buch uns weitergibt. Sich auf diese Übungen einzulassen, lohnt sich. Wir werden staunend wie Alice uns im Wunderland wieder finden und vom Wasser des Lebens trinken wie Bastian. „Dies ist ein Weg, der wie jeder Weg gegangen werden muss, wenn man ihn erfahren will.“ (S.185)

Dr. phil. Rudolf Hämmerli, Bern, Schweiz





Buchrezension  
• von Dorothea Galuska -->    
• von Dr. phil. Rudolf Hämmerli
• von Lydia Weck --> 
• Blick ins Buch -->


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